Arbeiten in Eschersheim in vollem Gange

Auch in Eschersheim, wo die Deutsche Bahn während der Ostersperrpause den viergleisigen Ausbau der Strecke Frankfurt–Friedberg weiter vorantreibt, laufen die Arbeiten auf Hochtouren. In einem Interview äußert sich Wolf-Dieter Tigges, Leiter des Projekts "Eigene Gleise für die S6" zu den aktuellen und anstehenden Baumaßnahmen.

Zur Person

Wolf-Dieter Tigges startete 2012 als Teilprojektleiter für den PFA 1.1 in Stuttgart im Projekt Stuttgart 21 bei der Deutschen Bahn. Seit Juli 2019 hat Tigges in der Region Mitte bei der DB Netz AG die technische Leitung für den Ausbau der Bahnstrecke zwischen Frankfurt am Main und Friedberg übernommen. Außerdem liegt das S-Bahn-Projekt „Gateway Gardens“ am Frankfurter Flughafen in seiner Verantwortung.

Herr Tigges, warum braucht es das Projekt “Eigene Gleise für die S6” und wann können Züge über die neue Strecke fahren?

In dem Ausbauprojekt entstehen zwei zusätzliche neue Gleise, auf denen die S-Bahn künftig zuverlässiger, pünktlicher und in einem gleichmäßigen Takt rollen kann. Auch Regional- und Fernverkehr profitieren von mehr Kapazität auf der Strecke. Der Ausbau ist in dabei zwei Abschnitte unterteilt. Die Arbeiten für die erste Stufe von Frankfurt bis Bad Vilbel laufen auf Hochtouren. Sie sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. In der zweiten Baustufe von Bad Vilbel bis Friedberg befinden wir uns im Genehmigungsverfahren.

Das klingt nach jeder Menge Arbeit. Was genau ist dabei Ihre Aufgabe als Projektleiter?

Mein Job ist es im Grunde, sämtliche Fäden für dieses Großprojekt in der Hand zu behalten und das komplexe Zusammenspiel der unterschiedlichsten Projektpartner zu koordinieren. Wir haben allein 12 verschiedene Baufirmen an Bord. Rund um die Uhr arbeiten bis zu 120 Mitarbeitende an den unterschiedlichsten Gewerken. Unser Projektteam umfasst 32 Kolleginnen und Kollegen. All das muss gesteuert und beisammengehalten werden, damit wir im geplanten Zeitrahmen in Betrieb gehen können. Eine wichtige Aufgabe ist auch, die Vertretung des Projekt nach außen gegenüber der Öffentlichkeit. Also zum Beispiel bei den regelmäßigen Gesprächen mit den betroffenen Ortsbeiräten aus Frankfurt oder den Stadtverordneten in Bad Vilbel.

Der Streckenausbau findet weitgehend bei laufendem Betrieb statt. Von Zeit zu Zeit ist es aber doch notwendig, die Strecke zu sperren - wie jetzt in den Osterferien. Was genau steht jetzt an?

Wir sind in den ersten beiden Osterferienwochen vor allem in Eschersheim aktiv. Wir bauen hier die vorhandenen Gleise zurück und führen Oberleitungsarbeiten aber auch Erd- und Gleisbauarbeiten an den Fernbahn- und an den Bestandsgleisen durch. Außerdem brechen wir den alten Bahnsteig am Haltepunkt Eschersheim ab. Für die Fahrgäste wird dann ein provisorischer Mittelbahnsteig errichtet, den sie nutzen können, bis der endgültige Bahnsteig fertig gestellt ist.

Weiterhin bauen wir weiter an den Schallschutzwänden. Stellen unsere Kabeltröge und Kabelzug fertig und machen die Montage und Abnahmeprüfungen der Leit- und Sicherungstechnik.

Der wichtigste Punkt ist aber der Lückenschluss in den Fernbahngleisen. Hier bauen wir in Eschersheim die letzten 2,5 Kilometer, die uns noch fehlen. Damit haben wir dann einmal komplett durchgängig neue Fernbahngleise und können uns ganz auf die daneben liegenden S-Bahn-Gleise konzentrieren.

Ansonsten nutzen wir die Sperrpause, um auf der ganzen Strecke an verschiedenen Stellen die Masten für neue Zugsignale zu gründen. Das ist auch eine dieser Arbeiten, die wir nur durchführen können, wenn die Strecke gesperrt ist und keine Züge fahren.

Und spektakulär wird es nach Ostern in Bad Vilbel: Dort heben wir mehrere Teile für die neue Eisenbahnbrücke über die Nidda ein. Diese bauen wir im Rahmen des Projekts komplett neu.

Und wie geht es nach der Ostersperrpause weiter? Was sind die nächsten Schritte?

Wir bauen nach Ostern an den neuen S-Bahn-Gleisen und setzen die Arbeiten an allen Gewerken fort. So bauen wir zum Beispiel auch weiter an den Schallschutzwänden und den Unterführungen. Auch an den Stationen geht es weiter: An der Station Eschersheim entstehen zum Beispiel bis Ende 2023 noch neue Treppenanlagen sowie eine Aufzugsanlage von der Maybachbrücke zum Mittelbahnsteig. An der S-Bahn-Station Frankfurter Berg bauen wir anstelle der vorhandenen Behelfsbrücke die neue endgültige Fuß- und Radwegüberführung mit Aufzug auf den Mittelbahnsteig. An der S-Bahn-Station Berkersheim bauen wir die endgültigen Außenbahnsteige für die S-Bahn-Gleise. Das nur als ein paar wenige Beispiele. Es wird uns nicht langweilig werden.

Was sind die besonderen Herausforderungen für das Projekt?

Die große Herausforderung bei diesem Ausbauprojekt ist, dass die meisten Arbeiten unter dem rollenden Rad, also bei laufendem Zugbetrieb stattfinden. Jeden Tag fahren weiterhin rund 300 Züge über unsere Strecke. Gleichzeitig wird sie von zwei auf vier Gleise erweitert. Das erfordert unterschiedlichste Bauzustände. Wir sind deshalb froh, wenn wir nach der Ostersperrpause einmal die Fernbahngleise komplett erneuert und fertig gestellt haben. Dann können wir allen Verkehr über diese Gleise abwickeln und nebendran ungestört die neuen S-Bahn-Gleise fertigstellen. Das macht vieles leichter und wir kommen dann auch deutlich schneller voran.

Außerdem ist es natürlich ein Ausbauprojekt mitten in der Metropole Frankfurt am Main. Wir bauen mitten im eng besiedelten Gebiet. Da ist oft gerade so Platz genug für die zusätzlichen Gleise. Kein Millimeter mehr. Zum Beispiel unter der B3 entlang der Nidda, wo wir mit unseren neuen Gleisen ganz knapp unter der vorhandenen Autobahnbrücke durchgekommen sind. Diese Präzision war vorab geplant. Ist aber natürlich herausfordernd.

Nicht zuletzt haben wir dadurch, dass wir mitten in der Stadt bauen, auch viele Nachbarinnen und Nachbarn in unmittelbarer Nähe zu unseren Bauarbeiten. Da muten wir den Menschen schon viel zu, was Baulärm und Bauverkehr und alle damit verbundenen Einschränkungen angeht.

Was verbessert sich für die Fahrgäste nach dem Abschluss der Arbeiten?

Der rund 13 Kilometer lange Abschnitt zwischen Frankfurt und Bad Vilbel wird von uns von zwei auf vier Gleise erweitert. Die beiden neuen Gleise bleiben ausschließlich den S-Bahnen vorbehalten. Die verschiedenen Zugarten werden also künftig getrennt voneinander fahren. Der Vorteil für die S-Bahnen ist, dass sie dann unabhängig von den Fahrzeiten des Regional-, Fern- und Güterverkehrs sind. So können sie pünktlicher fahren und mit regelmäßigen Abfahrtszeiten im 15-Minuten-Takt. Das sind die Grundlagen für einen modernen, attraktiven und umweltfreundlichen Nahverkehr auf der Schiene.

Daten und Fakten

  • Bau von 2,5 Kilometern neuer Fernbahngleise
  • Gründung und Montage von circa 2,5 Kilometern Schallschutzwänden
  • Verlegung von circa 20 Kilometern Kabel und Fertigstellung von rund fünf Kilometern Kabelkanälen
  • Insgesamt sind während der Ostersperrpause für die S6 rund 120 Mitarbeitende verschiedenster Spezialbaufirmen nahezu rund um die Uhr im Einsatz.

Fotos: DB AG/Uli Planz

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