Die Nidda nach der Brückenerneuerung: Besserer Lebensraum für Rotauge, Barbe, Nase und Schneider

Nach der Brückenerneuerung wird der Lebensraum vieler Fische in der Nidda deutlich verbessert

Der Gewässerökologe Gottfried Lehr staunte nicht schlecht als er die jüngsten Aufnahmen seiner Unterwasserkamera aus der Nidda betrachtet. Die Bilder zeigten eine Vielzahl teils seltener Fischarten. Allein 50 bis 60 Barben tummeln sich in dem Gewässer auf der Höhe der alten Niddabrücke. Die Süßwasserfische sind bis zu 80 Zentimeter groß und sind zum Laichen an ihren Stammplatz in der Nidda zurückgekommen. „Dieses Jahr sind es bestimmt drei Mal so viele Tiere wie bisher“, sagt Lehr. Auch andere teils bedrohte Fischarten hat er entdeckt. „Ich habe auch Fotos von Rotaugen, Nasen und Schneider machen können. Es ist wirklich ein schöner Erfolg, dass sich solche seltenen Fischarten, die es vorher in der Nidda nicht mehr gab, wieder hier ansiedeln. Der Fischbestand erholt sich. Barbe, Nase und Schneider waren ausgestorben und konnten wieder angesiedelt werden.“

Nach dem Bau der Niddabrücke entsteht ein Fisch-Kindergarten

Aber wie kommt es zu diesem Erfolg? In dem Fall haben die Bauarbeiten für die eigenen Gleise für die S6 den Fischen einen verbesserten Lebensraum beschert. Die DB hat im Sommer letzten Jahres die Niddabrücke in Bad Vilbel neu errichtet. Hierfür war eine Arbeitsbühne über dem Flussbett notwendig. Das Wasser floss während der Bauarbeiten durch eigens verlegte Rohre. Bei einem heftigen Gewitter im letzten Jahre wurden Teile des Kieses, der als Untergrund für die Arbeitsbühne diente, in die Nidda gespült. Gemeinsam mit Umweltexperten und Behörden hat sich die DB dazu entschieden, den Kies im Wasser zu lassen. „Wir haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und den Kies mit Baggern nur noch etwas moduliert. Durch die Kies-Aufschüttungen sind neue und größere Laichplätze entstanden. Zusätzlich entstanden Flachzonen, der „Kindergarten der Fische“. Für die Fische entsteht so ein optimaler Lebensraum. Das hat hier richtig gut funktioniert“, freut sich Gottfried Lehr. „Die Steigerung der Artenvielfalt in der Nidda ist quasi ein toller Nebeneffekt der Bauarbeiten für die S-Bahn.“

Einen weiteren Ruheplatz für Fische haben die Umweltexperten gemeinsam mit der DB auch etwas weiter unterhalb der Nidda geschaffen. Vor der Stromschnelle haben sie eine Buhne im Wasser platziert. Das ruhigere Wasser davor dient den Fischen auf ihrer Frühjahrswanderung als Rastplatz. Auch hier gibt es unter der Wasseroberfläche ein reges Treiben. Der Platz wird von den Fischen ebenfalls gut angenommen.

Vielzahl an Ausgleichs- und Artenschutzmaßnahme im Rahmen des Bahnausbaus

Umwelt- und Artenschutz sind der DB ein wichtiges Anliegen. Sämtliche Eingriffe in die Natur, die beispielsweise durch den Bau der neuen, eigenen Gleise für die S6 entstehen, müssen ausgeglichen und kompensiert werden. In dem Zusammenhang entstehen entlang der Nidda noch zwei weitere gewässerökologische Projekte. In Praunheim renaturiert die DB gemeinsam mit ihren Partnern ein altes Niddawehr. Das Biotop wird aufgewertet, der vorhandene Fischweg als Rampe umgebaut und das Flussbett auch hier so verändert, dass eine höhere Durchströmung entsteht und dadurch eine größere Biodiversität. In Eschersheim renaturiert die DB den Urselbach auf einer Länge von rund 400 Metern. Das Bachbett wird hier tiefer und breiter, damit das Wasser besser fließen kann und die Artenvielfalt gesteigert. Gewässerökologe Gottfried Lehr aus Bad Vilbel ist auch hier mit im Boot und berät und unterstützt das Projekt als Experte. Die Nidda ist ihm schließlich schon lange ein wichtiges Anliegen. Mit Erfolg – wie die jüngsten Bilder zeigen.

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