Fragen und Antworten

Eigene Gleise für die S6

Warum braucht es eigene Gleise für die S-Bahn?

Die Bahnstrecke zwischen Frankfurt West und Friedberg stößt an ihre Kapazitätsgrenze. Insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten sind zu viele Züge unterwegs. Dabei wird der Fahrplan der S-Bahn zusätzlich durch viele Ausnahmen eingeschränkt. Die Lösung: eigene Gleise für die S6. Das heißt: Gleise, die ausschließlich für die S-Bahn zur Verfügung stehen. Die verschiedenen Zugarten können dann getrennt voneinander über die Schiene rollen und der S-Bahn-Verkehr ist nicht mehr von den Zeitfenstern der Fernverkehrs- und Regionalzüge abhängig. Das Ergebnis: Die die S-Bahn soll zuverlässiger, pünktlicher und in einem gleichmäßigen Takt rollen. Auch der Regional- und Fernverkehr profitiert von der zusätzlichen Kapazität auf der Strecke.

Wie genau wird das Projekt umgesetzt?

Die Arbeiten für das Großprojekt haben 2017 begonnen, die DB baut die Strecke in zwei Stufen aus.

In der 1. Baustufe (Frankfurt West–Bad Vilbel) wird die Bahnstrecke auf einer Länge von rund 13 Kilometern viergleisig ausgebaut. Zudem werden fünf Stationen modernisiert und eine neue S-Bahn-Station Frankfurt-Ginnheim wird gebaut.

In der 2. Baustufe (Bad Vilbel–Friedberg) wird die Bahnstrecke auf knapp 17 Kilometern Länge viergleisig ausgebaut. Sechs Stationen werden modernisiert. Hier läuft derzeit das Genehmigungsverfahren.

Das Bahnprojekt „Eigene Gleise für die S6“ ist Teil des Infrastrukturentwicklungsprogramms Frankfurt RheinMain plus, das gemeinsam vom Bund, dem Land Hessen, der Stadt Frankfurt am Main, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und der DB AG für die Mobilitätswende vorangetrieben wird. www.FRMplus.de

Was habe ich als Fahrgast vom Ausbau?

Insgesamt mehr Kapazität und besserer Personenverkehr auf der Strecke
Vor allem an Stationen mit ausschließlichem S-Bahn-Verkehr profitieren die Reisenden von eigenen Gleisen für die S-Bahn. Die durch den Ausbau nicht mehr so dicht befahrene Strecke ermöglicht optimale Reisezeiten auch für Regional- und Fernzüge aus Richtung Gießen oder Glauburg-Stockheim. Positiver Nebeneffekt auch hier: ein einheitlicher Takt ohne lästige Verschiebungen, die durch die überlastete Streckenkapazität derzeit nötig sind.

Moderne Stationen – mobilitätsgerecht und barrierefrei
Mit dem Ausbau der Strecke wird Bahnfahren deutlich einfacher und angenehmer für die Reisenden. Die Stationen werden modernisiert und mobilitätsgerecht umgebaut. Das bedeutet: Zukünftig werden alle Bahnsteige auf eine einheitliche Höhe von 96 cm gebracht, die das stufenlose Ein- und Aussteigen ermöglicht. Barrierefreie Zugänge zu den Bahnsteigen erfolgen künftig über Rampen und Aufzüge. Zusätzlich entsteht eine neue Station Frankfurt-Ginnheim.

Keine Standzeiten – einheitliche Fahrzeiten
Mit dem Ausbau sind planmäßige Überholzeiten Geschichte: Künftig wird die S6 für die Strecke Bad Vilbel–Frankfurt Hbf einheitlich 21 Minuten benötigen und damit bis zu fünf Minuten schneller sein als heute. Lediglich in Bad Vilbel selbst ist weiterhin ein Zeitpuffer eingeplant, der mit dem weiteren Ausbau bis Friedberg aber ebenfalls entfallen wird.

Pünktliche Züge
Verspätungen auf der Main-Weser-Bahn wirken sich derzeit vor allem auf den S-Bahn-Betrieb aus. Weil Fern- und Regionalverkehr auf der dicht befahrenen Strecke oft Vorrang haben, muss die S-Bahn sie passieren lassen. Die Folge: Probleme mit der Pünktlichkeit. Durch den Ausbau sind S-Bahnen und andere Züge nicht mehr voneinander abhängig – eine wichtige Voraussetzung für einen pünktlichen Zugverkehr.

15-Minuten-Takt
Aus für den sogenannten „Rütteltakt“: Die unterschiedlichen Abfahrtszeiten werden durch einen einheitlichen 15-Minuten-Takt ersetzt. In den Hauptverkehrszeiten morgens und abends halten die S-Bahnen damit regelmäßig alle 15 Minuten an den Stationen – und nicht wie bisher in wechselnden Abständen. Damit wird der 15-Minuten-Takt – wie von den Kunden und dem Rhein-Main-Verkehrsverbund gefordert – nun auch bei der S6 umgesetzt.

Wann wird die erste Baustufe zwischen Frankfurt West und Bad Vilbel fertig sein?

Der Zeitplan sieht vor, die neuen S-Bahn Gleise zum Fahrplanwechsel im Dezember dieses Jahres in Betrieb zu nehmen.

Der Haltepunkt in Ginnheim wird bis dahin jedoch nicht fertig sein. Was ist hier der Sachstand?

Das Planfeststellungsverfahren für die neue Station und den barrierefreien Zugang zur Straße "Am Ginnheimer Wäldchen" läuft derzeit. Bis zum 7. Dezember 2022 konnten Betroffene beim Eisenbahn-Bundesamt ihre Einwendungen abgeben, die aktuell vom Projekt bearbeitet werden.
Aufgrund des noch laufenden Planfeststellungsverfahrens wird die Station erst nach Inbetriebnahme der ersten Baustufe gebaut.

Wie ist der Stand in der zweiten Baustufe zwischen Bad Vilbel und Friedberg?

Die Anhörung im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens der zweiten Baustufe zwischen Bad Vilbel und Friedberg ging Ende 2022 in die nächste Runde. Die Planfeststellungsunterlagen waren vom 22. November bis zum 21. Dezember 2022 auf der Website des Regierungspräsidiums (RP) Darmstadt einsehbar. Bis zum 21. Februar 2023 bestand zudem die Möglichkeit, sich zu den Änderungsplänen beim RP Darmstadt oder bei den auslegenden Kommunen zu äußern.

Im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens fanden vom 27. November bis 1. Dezember 2023 die Erörterungstermine statt. Hier wurden die Einwendungen erörtert und die Forderungen zu Protokoll gegeben. Im Anschluss an die Erörterungstermine erstellt das RP Darmstadt seinen Bericht und leitet diesen an das Eisenbahn-Bundesamt weiter, das als Planfeststellungsbehörde dann im 4. Quartal 2024 über den Planfeststellungsbeschluss entscheiden wird.

Sollen nach dem Ausbau mehr S-Bahnen auf der Strecke fahren?

Eventuelle Mehrverkehre werden vom Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) geplant und auch bestellt. Eine verbindliche Antwort auf diese Frage kann deshalb nur der RMV liefern. Tatsächlich ist das Angebot auf der Linie S6 in den vergangenen Jahren bereits verstärkt worden.

Dient der Ausbau allein dem Güterverkehr?

Beim Streckenausbau geht es nicht darum, mehr Platz für Güterzüge zu schaffen.

Aber weil der Güterverkehr zunimmt und zudem eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene aus Umweltgründen gewünscht und politisch gefördert wird, ist klar: In Deutschland werden zukünftig voraussichtlich mehr Güterzüge unterwegs sein. Für die Zukunft geht das Bundesverkehrsministerium nicht von mehr Güterzügen auf der Strecke aus - unabhängig vom Ausbau der S-Bahn-Linie 6.

Der Ausbau ist eine Maßnahme, die wesentliche Voraussetzungen für deutliche Qualitätsverbesserungen im Personenverkehr schafft. Der wichtigste Vorteil für den Bahnbetrieb: Weil die S-Bahn auf eigenen Gleisen verkehrt, können einzelne Zugfahrten unabhängig voneinander abgewickelt werden. Der S-Bahn-Verkehr ist somit nicht mehr von den Zeitfenstern der Fernverkehrs- und Regionalzüge abhängig und umgekehrt. Unterschiedliche Geschwindigkeiten und Haltekonzeptionen können bei vier Gleisen berücksichtigt und aufeinander abgestimmt werden, um eine optimale Streckennutzung und Betriebsqualität zu ermöglichen.

Welchen Lärmschutz wird es an der Strecke geben?

Bei einer wesentlichen baulichen Änderung – wie in diesem Fall bei der Erweiterung von zwei auf vier Gleise besteht ein Rechtsanspruch auf Lärmvorsorge, d.h. auf Schallschutzmaßnahmen nach höchsten Standards.  So werden entlang der 30 Kilometer langen Strecke zwischen Frankfurt West und Friedberg in der Nähe von Wohngebieten hochabsorbierende Schallschutzwände gebaut. Insgesamt ergeben sie eine Länge von 31 Kilometern und werden auf beiden Seiten der Gleise bzw. in der Mitte errichtet. Das Ergebnis: Dank der umfangreichen Lärmvorsorge auf modernstem Niveau wird in der Wohnbebauung hinter den Schallschutzwänden vom Bahnverkehr erheblich weniger zu hören sein als heute ohne Schallschutz.

Ohne den Ausbau bestünde auf der Strecke lediglich die Möglichkeit zur Lärmsanierung, die jedoch weniger hohen Standards folgt.

Wie gleicht die Bahn die Eingriffe in die Natur aus?

Bei der Planung des ersten Baustufe stellten Experten:innen fest, dass der Bau der neuen Gleise in den Lebensraum von Zauneidechsen eingreift. Aus diesem Grund wurden vor Baubeginn neue Lebensräume für die Reptilien geschaffen. Damit war sichergestellt, dass die Tiere bereits während der Bauzeit in geeignete Lebensräume ausweichen konnten. Die Realisierung dieser neuen Lebensräume gilt als CEF-Maßnahme. CEF steht für "continuous ecological function", d.h. Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung der ökologischen Funktion. Die neuen Schlafplätze befinden sich in fünf langen Streifen im Bereich von Eschersheim bis Bad Vilbel. Artengerechte Totholz- und Steinhaufen bieten den Zauneidechsen ein neues Zuhause. Die Reptilien wurden im Frühjahr 2017 auf die neuen Flächen umgesiedelt und können dort für die Dauer der Bauarbeiten leben. Die Pflege der Flächen wird in dieser Zeit von der Bahn übernommen. Darüber hinaus werden neue Lebensräume für Fledermäuse und Brutvögel geschaffen. Eine weitere Ausgleichsmaßnahme stellt die Renaturierung von Altarmen der Nidda an den Wehren Eschersheim und Praunheim dar.